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Anlagenplanung für Cannabis Social Clubs

Aktualisiert: 28. Juni

Die Gestaltung von Kultivierungsanlagen oder Growanlagen für Cannabis Social Clubs (CSCs) erfordert ein tiefgehendes Verständnis und eine ganzheitliche Betrachtung einer Vielzahl von Faktoren – von der Auswahl des Standortes und der technischen Ausrüstung bis hin zur räumlichen Anordnung. Es ist entscheidend, dass alle Komponenten wie Beleuchtung, Klimatisierung, Bewässerung und Raumkonzept nahtlos ineinandergreifen, um den Anbau und die Betriebsabläufe optimal zu unterstützen. Eine präzise Planung ist essenziell, um einen effizienten Betrieb sicherzustellen. Fehler in der Planungsphase können nachhaltige Auswirkungen auf die Umsetzung des Vorhabens haben und im schlimmsten Fall zum Scheitern des Projekts führen. Mit diesem Leitfaden für CSCs wollen wir ein wenig Licht ins Dunkel bringen.


Mitarbeiterin in der Growanlage für CSCs
Cannabisanbau in Anbauvereinigungen
 

Inhaltsverzeichnis


 

Standortauswahl


Hierbei ist es egal, ob es eine alte Fabrikhalle, ein gemietetes Gebäude oder ein Neubau ist, das Wichtigste ist, dass genügend große, freie Flächen zur Verfügung stehen, um das Projekt umzusetzen. Ebenfalls sollte in Betracht gezogen werden, dass ein Wärmetauscher für die Anlage im Freien, also im Außenbereich, platziert werden muss.


Ein wichtiger Punkt, den man nicht außer Acht lassen sollte, ist die Stromversorgung – ein Teil der Infrastruktur, der oft unterschätzt wird. Viele nehmen fälschlicherweise an, dass Industriegebäude bereits über eine ausreichende Stromversorgung verfügen. Die Wirklichkeit sieht aber oft anders aus. Und die Tatsache, dass es manchmal über ein Jahr dauern kann, bis etwas so Grundlegendes wie ein neues Trafohäuschen steht, zeigt, wie wichtig es ist, sich von Anfang an um eine solide Stromversorgung zu kümmern.


Tipp: Große, zusammenhängende Flächen mit Möglicheit zur Nutzung des Außenbereichs und ausreichend Stromversorgung.


Flächenbedarf


In der Regel wird für die Planung von Anbauflächen ein Richtwert von etwa 25 m² pro 100 Mitgliedern angesetzt. Für eine Mitgliederanzahl von 500 bedeutet das, dass eine Anbaufläche (Blüteraum) von zirka 125 m² erforderlich ist. Für die komplette Kultivierungsanlage veranschlagt man etwas mehr als das 3-fache, also etwa ein Flächenbedarf von 400 m². Es ist zu betonen, dass diese Angaben lediglich als Orientierungshilfe dienen und eine individuelle Anpassung an die jeweiligen Umstände unerlässlich ist. Ein signifikanter Faktor in diesem Zusammenhang ist die Bewirtschaftung der Anlage, vor allem die Dauer des Anbauzyklus.


Eine Halle oder ein Hanger mit ausreichend Platz und ausreichender Stromversorgung
Große, frei zugängliche Flächen mit ausreichender Stromversorgung

Tipp: 25 m² pro 100 Mitgliedern Anbaufläche, sowie das Dreifache davon an Gesamtfläche.


Arbeitszyklus


Eine effiziente Raumaufteilung spielt eine entscheidende Rolle für den Anbauzyklus und umfasst die Einteilung in Blüteräume, Trockenräume, Mutterraum und weitere spezifische Bereiche. Um Ernteausfälle zu minimieren und den Arbeitsaufwand zu optimieren, wird die Einrichtung mehrerer Blüteräume empfohlen. Im Bereich des Stecklingsmanagements ist es ratsam, eine Überproduktion von Stecklingen um etwa 40% zu planen. Dies dient dazu, Aussortierungen effektiv zu kompensieren und somit eine gleichbleibende Qualität und Quantität der Ernte sicherzustellen.


Mutterraum


Der Prozess nimmt seinen Ausgang bei den Mutterpflanzen, die sorgfältig und in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern ausgewählt werden. Diese können entweder intern kultiviert oder von anderen CSCs bezogen werden. Aus diesen Mutterpflanzen werden Stecklinge entnommen – kleine Pflanzenteile, die zur Anregung der Wurzelbildung in speziellen Medien wie Easy Plugs, Kokoschaum oder Steinwolle eingesetzt werden. Dieser Prozess der Bewurzelung findet unter Bedingungen erhöhter Luftfeuchtigkeit statt und dauert etwa 6 bis 12 Tage.


Nach erfolgreicher Bewurzelung der Stecklinge erfolgt das erste Umtopfen. Die jungen Pflanzen, anfangs in kleinen Anzuchtwürfeln mit Maßen von circa 3,5 x 3,5 cm, werden in größere Töpfe umgepflanzt, üblicherweise in Töpfe mit den Dimensionen von etwa 12 x 12 x 12 cm. Mit diesem Schritt beginnt die vegetative Wachstumsphase, die im Vorzucht- oder Wachstumsraum stattfindet.


Vorzuchtraum / Wachstumsraum


Der Wachstumsraum dient dazu, die jungen Pflanzen aus Stecklingen aufzuziehen, bevor sie in die Blütephase übergehen. Die Pflanzen verbringen üblicherweise zwischen zwei und vier Wochen im Wachstumsraum. Der Flächenbedarf eines Wachstumsraum sollte so bemessen sein, dass dieser effizient vier Blüteräume oder vier Erntephasen in Folge und notfalls auch zwei Blüteräume/Erntephasen zeitgleich versorgen kann. Bei einem einzelnen, großen Blüteraum, bliebe der Vorzuchtraum über lange Zeit ungenutzt.


Jungpflanze nach dem Umtopfen
Jungpflanze nach dem Umtopfen

Im Wachstumsraum herrschen moderate Beleuchtungsintensität und eine hohe Luftfeuchtigkeit, ohne Bedarf an übermäßig viel CO2. In dieser Phase entwickeln sich die Pflanzen über zwei bis drei Wochen hinweg, bis sie eine Größe von etwa 20 bis 30 cm erreichen und vier bis fünf Blattpaare ausgebildet haben. Ein rigoroses Auswahlverfahren sorgt dafür, dass etwa 30 bis 40% der Stecklinge in dieser Phase und weitere 10 bis 15% im späteren Wachstumsverlauf aussortiert werden. Der Fokus liegt dabei auf der Maximierung von Qualität und Ertrag pro m². Ziel ist es, ausschließlich die vitalsten, optisch ansprechendsten und gleichmäßigsten Pflanzen weiterzukultivieren, um eine konsistente Produktionsmenge zu gewährleisten und Überproduktion zu vermeiden. Dieses Vorgehen ist von zentraler Bedeutung, um den Bedarf der Mitglieder effizient zu decken und regulatorische Risiken zu minimieren.


Blüteraum


Je nach Methode werden die die Pflanzen nach dem Vorzuchtraum erneut umgetopft und durchlaufen im Blüteraum eine Wachstumsphase von 6 bis 7 Tagen unter 18 Stunden Licht täglich. Dies erleichtert der Pflanze das An- und Durchwurzeln des neuen Pflanztopfs. Sofern man mit weniger Blüteräumen arbeitet, trennt man meist komplett nach Wachstums- und Blütephase und das erneute Anwurzeln geschieht noch im Wachstumsraum.


Im Anschluss daran werden die Umgebungsparameter wie Luftfeuchtigkeit reduziert, während Lichtintensität und CO2-Konzentration erhöht werden – beginnend bei 600 bis 800 ppm und täglich steigend bis zu 1200/1500 ppm. Die genauen Werte können je nach den Erfahrungen und Methoden der Anbauer oder Grower variieren und erfordern regelmäßige Anpassungen.


Pflanzen gegen Ende der Blütephase im Blüteraum
Pflanzen gegen Ende der Blütephase im Blüteraum

Redundanz bei Blüteräumen


Bei der Planung einer Anlage ist die Festlegung der Anzahl der Blüteräume von zentraler Bedeutung. Die Wahl eines einzelnen, großen Blüteraums führt zu zwei signifikanten Nachteilen. Erstens ziehen die vergleichsweise langen Blütezeiten von 8 bis 10 Wochen eine suboptimale Auslastung des Mutter- und Wachstumsraums nach sich, da deren Zyklen deutlich kürzer sind. Zweitens sind die notwendigen Arbeitsschritte im Blüteraum, wie Entlauben, Ernten, Reinigen und Neubepflanzen, in einem großen Raum punktuell viel arbeitsintensiver, dauern länger und sorgen für vermeidbaren Stress für Pflanzen und Grower. 


Die Entscheidung für einen einzelnen, großen Blüteraum kann zweitens zu ungleichmäßigem Arbeitsaufwand für das Personal führen, mit Phasen hoher Intensität, die von Zeiten der Untätigkeit abgelöst werden. Daher empfiehlt es sich, die Anlage mit mehreren und kleineren Blüteräume zu betreiben. Eine solche Struktur reduziert nicht nur das Risiko von Ernteausfällen, sondern gewährleistet auch eine gleichmäßige Verteilung des Arbeitsaufwands für alle Arbeitsschritte. 


Es sollte daher immer beachtet werden, dass Zeiten ungenutzter Ressourcen und ohne optimales Pflanzenwachstum zu erhöhten Betriebskosten und reduzierter Gesamtproduktivität führen. Die Vermeidung von Leerlaufzeiten stellt eine der größten Herausforderungen für CSCs dar.


Trocknungsraum


Die Trocknungsphase ist ein kritischer Schritt innerhalb des Prozesses, der entscheidend zur Qualität des Produkts beiträgt und in der Regel zwischen 7 und 10 Tage in Anspruch nimmt. Ein fehlerhafter Trocknungsprozess kann zu signifikantem Qualitätsverlust führen. Eine unzureichende Entfeuchtung kann beispielsweise Schimmelbildung begünstigen, während eine zu rasche Trocknung den unerwünschten Effekt eines Heugeruchs mit sich bringen kann, der auch durch das anschließende Curing oft nicht mehr korrigierbar ist. Daher ist eine dynamische Anpassung der Luftfeuchtigkeit während des Trocknungsvorgangs von essenzieller Bedeutung.


In den ersten zwei Tagen der Trocknung ist es besonders wichtig, einen großen Anteil der Feuchtigkeit schnell aus den Blüten zu entfernen, um das Risiko von Schimmelbildung zu minimieren. Nach diesem initialen Zeitraum sollte die Luftfeuchtigkeit im Trockenraum erhöht werden, um eine gleichmäßige und vollständige Trocknung zu fördern. Die Blüten sollten nahe der Oberfläche weder zu trocken werden, da dies den Feuchtigkeitstransport innerhalb der Blüten behindert, noch innen zu feucht bleiben, um Keimzellen für Schimmel zu vermeiden.


Außerdem empfehlen wir bei der Verwendung mehrerer Blüteräume die Einrichtung von zwei Trockenräumen. Das verhindert, bei zeitnahen Ernten unterschiedlicher Blüteräumen, die für den Trocknungsprozess negative Überschneidung der Feuchtigkeitsniveaus von frisch geernteten und bereits getrockneten Blüten.



Verarbeitungsraum


Ein Verarbeitungsraum innerhalb der Anlage ist aus praktischen Gründen äußerst sinnvoll, da es die Wege kurz hält und den kompletten Prozess effizienter gestaltet. In diesem Raum können die geernteten Blüten auf verschiedene Weisen weiterverarbeitet werden: von Hand, halbautomatisch mit einem Trimmer und anschließender manueller Nachbearbeitung oder vollautomatisch mit einer Trimmermaschine. Nach der Verarbeitung erfolgen das Wiegen, Verpacken und die weitere Behandlung der Blüten, abhängig vom Ausgabeprozess.


Curingraum


Die Nutzung von abgeschlossenen Edelstahlbehältern stellt eine effektive Methode für das Curing von Cannabis dar, vor allem wegen ihrer Beständigkeit und der chemischen Neutralität gegenüber den Cannabisblüten. Für einen erfolgreichen Curing-Prozess ist es ratsam, diese Behälter möglichst selten zu öffnen und in einem kühlen Raum zu lagern, wobei die Temperaturen idealerweise zwischen 16 und 20 °C liegen sollten.


Technikraum


Abhängig von der eingesetzten Klimatechnik können die Anlagen entweder direkt in den jeweiligen Räumen oder in einem zentralen Technikraum platziert werden. Die Größe dieses Technikraums kann je nach Präferenzen variieren.

Bei der Verwendung von Klimatechnik unseres Partners Airbend GmbH werden die Geräte unmittelbar in den spezifischen Räumen wie dem Mutter-, Wachstums-, Blüte- oder Trockenraum installiert.


Hygieneraum


Die strikte Befolgung von Hygienestandards, einschließlich der Installation eines Hygieneraum mit Luftschleuse und Umkleide, ist essenziell für die Erhaltung der Gesundheit und Produktivität der Pflanzen. Vor dem Betreten der Anlage müssen Besucher und Personal ihre Hände sorgfältig waschen, sämtliche Straßenkleidung ablegen – praktisch bis auf die Unterwäsche – und speziell für den Einsatz in der Anlage vorgesehene Kleidung sowie Schuhe anlegen. Insbesondere in den Sommermonaten steigt die Gefahr, Schädlinge wie Spinnmilben, Sporen oder Pflanzentriebe über die Kleidung in die Anlage zu bringen, deutlich an.


Obligatorische Hygienemaßnahmen sowie das Ablegen von Straßenkleidung und Schuhen
Obligatorische Hygienemaßnahmen wie das Ablegen von Straßenkleidung und Schuhen

Zusätzlich zum Kleidungswechsel ist das Abblasen mit Druckluft und das Tragen eines Haarnetzes empfehlenswert, um eine noch höhere Hygiene zu gewährleisten. Erst nach der Durchführung dieser Maßnahmen wird der Zugang zur Anlage gewährt. Diese rigorosen Hygienemaßnahmen sind von größter Bedeutung, um eine Kontamination der Pflanzen zu vermeiden.


Die drei Hauptkriterien für den Anbau


In der Anlagenplanung für Cannabis Social Clubs sind drei Hauptfaktoren ausschlaggebend für die Bestimmung von Qualität, Ertrag und der Kontinuität der Produktion: Beleuchtung, Klimatechnik und Luftfeuchtigkeit.


Beleuchtung


Ohne das perfekte Lichtspektrum und die richtige Dosis an Energie erreichen die Pflanzen nie ihr volles Potenzial, was wiederum ihre Produktivität einschränkt.


Wenn wir über Beleuchtung sprechen, dann vor allem über drei Faktoren: Erstens, das Lichtspektrum, das den spezifischen Bedürfnissen unserer Pflanzen entsprechen muss, um optimales Wachstum und Blüte zu fördern. Zweitens, die Lichtintensität – diese sollte genau richtig sein; kräftig genug, um die Photosynthese anzukurbeln, aber nicht so stark, dass sie mehr schadet als nützt. Und drittens, eine gleichmäßige Ausleuchtung, die gewährleistet, dass jede Pflanze ihren fairen Anteil am Licht bekommt. Dies ist entscheidend für eine einheitliche Entwicklung der Pflanzen, was wiederum zu einem konsistenten Ertrag und einer effizienten Planbarkeit führt.


Für den Cannabis-Anbau entwickelte LED
Für den Cannabis-Anbau entwickelte LED

Tipp: Mit Beleuchtungslösungen bekannter Hersteller, wie der SANlight GmbH, kann man die meisten Fallstricke umgehen. Diese Unternehmen haben ihre Produkte speziell für den Cannabis-Anbau entwickelt und bieten Lösungen, die auf diese Anforderungen zugeschnitten sind.


Klimatechnik


Ein weiterer kritischer, aber oft unterschätzter Aspekt, besonders für CSCs (CSCs), ist die Bedeutung einer angemessenen Klimatechnik. Viele Mitglieder der CSCs bringen Erfahrung aus dem Homegrow-Bereich mit, wo die Pflanzen häufig in Zelten innerhalb des Wohnbereichs kultiviert werden. In diesen häuslichen Umgebungen liegen die Temperaturen normalerweise zwischen 20 und 22°C, im Sommer manchmal auch bei 24 Grad. Diese Bedingungen sind für den Menschen angenehm und im Allgemeinen auch für die Pflanzen geeignet. Ein einfacher Lüfter mit Temperatursteuerung kann unter diesen Umständen schon genügen, um die wichtigen Parameter wie das Vapor Pressure Deficit (VPD), also das Dampfdruckdefizit, in den Griff zu bekommen. 


Das Dampfdruckdefizit (VPD) gibt Aufschluss über die potenzielle Verdunstungsrate und damit über die Wasser- und Nährstoffaufnahme der Pflanzen.



Im Gegensatz dazu operieren professionelle Growanlagen, wie schematisch im Video der Firma Airbend GmbH zu sehen, unter ganz anderen Voraussetzungen. Diese befinden sich nicht in Wohnräumen, sondern in Bereichen, in denen die Temperatur im Winter auf bis zu -10°C fallen und im Sommer Werte von bis zu plus 35°C erreichen kann. Darüber hinaus kann die intensive, individuelle Pflege, die Pflanzen im Homegrow erfahren, in großangelegten Anlagen nicht umgesetzt werden. Stattdessen muss man Strategien implementieren, um Schimmelbildung zu verhindern, Schädlinge abzuwehren und eine effiziente Bewässerung sicherzustellen, ohne dass jede Pflanze einzeln umsorgt wird.


Die Bedeutung der Klimatechnik für den Anbau kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, wenn es um hohe Erträge, ausgezeichnete Qualität und insbesondere die Vermeidung von Ernteausfällen geht. Insbesondere für CSCs, bei denen die Mitglieder unter Umständen bereits monatelang auf die Ernte warten. Ein Ausfall der Ernte kann für solche Clubs katastrophale Folgen haben. Deshalb ist es essenziell, bei der Klimatechnik keine Kompromisse einzugehen und Expertise einzuholen, um Fehler zu minimieren. Beim Thema Klimatechnik zu sparen, könnte sich als kurzsichtig erweisen, denn Ausfälle können nicht nur erhebliche finanzielle Einbußen nach sich ziehen, sondern auch die Unzufriedenheit der Mitglieder zur Folge haben.


Luftfeuchtigkeit


Noch wichtiger als die Bewältigung von Temperaturschwankungen, die Pflanzen in der Regel recht gut tolerieren, ist die Kontrolle der Feuchtigkeit im Anbauraum. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit birgt das Risiko von Schimmelbildung. Daher ist es von zentraler Bedeutung, sowohl die durch die Beleuchtung erzeugte Wärme als auch die von den Pflanzen verursachte Feuchtigkeit effektiv aus dem Raum zu entfernen. Abhängig von der gewählten Anbaumethode (Hydrokultur, vertikaler Anbau) kann der Feuchtigkeitsgehalt im Raum um 20 bis 30% ansteigen, eine Herausforderung, die eine sorgfältige Planung und Berechnung der Klimatechnik erfordert.


Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die tatsächliche Leistungsfähigkeit von Klimaanlagen hinsichtlich der Entfeuchtung, die oft nur unter bestimmten Bedingungen – beispielsweise 100 Liter Entfeuchtungsleistung bei 30°C und 80% gewünschter Luftfeuchtigkeit – garantiert wird. Ändern sich diese Bedingungen zu etwa 25°C und 50% Luftfeuchtigkeit, kann die Entfeuchtungsleistung derselben Anlage auf nur noch 20 Liter sinken.


Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die technischen Zusammenhänge genau zu verstehen und auf die Expertise von Spezialisten zurückzugreifen. Die Anforderungen an die Klimatechnik in Anbauräumen gehen deutlich über die einer standardmäßigen Klimatisierung hinaus.


Vom Homegrow bis zur High-End-Klimatechnik


Um gerade die Herausforderungen an die Klimatechnik besser zu verstehen, bietet sich ein Blick auf die verschiedenen Methoden an. 


Auf der untersten Stufe der Klimatechnik für den Anbau befindet sich ein offenes System, das auf die Verwendung von Frischluft zur Entfeuchtung und Temperaturregulierung setzt. Dieses System ist zwar die kostengünstigste Option, bietet jedoch nur eine eingeschränkte Kontrolle über Luftfeuchtigkeit und Temperatur, wobei deutliche Schwankungen auftreten können. Ein Vorteil ist, dass diese Technik innerhalb eines Wohnraums auch während der Wintermonate bei kalten Außentemperaturen funktionstüchtig bleibt.


Als weitere Variante bietet sich ein geschlossenes System an, bei dem jeder Raum über eine eigenständige Klimaanlage und einen Entfeuchter (Split) verfügt und CO2 zugegeben werden kann. Hier lässt sich bereits ein gewisses Maß an Kontrolle erreichen. Allerdings führt die Betriebsweise des Entfeuchters zu starken Schwankungen im VPD. Während die Klimaanlage in den Tagphasen bereits einen großen Anteil der Entfeuchtung übernimmt, führt das gelegentliche Zuschalten des Entfeuchters für einen raschen Eintrag von Wärme und trockener Luft (bis zu 5°C und 10% Luftfeuchtigkeit), was den VPD in die Höhe schnellen lässt. Das Ausschalten des Entfeuchters hat den gegenteiligen Effekt zur Folge. Sofern es nicht möglich ist, den Entfeuchter während der Nachtphasen kontinuierlich laufen zu lassen, ergibt sich hier das gleiche Problem.



Deutlich mehr Kontrolle wird durch den Einsatz kombinierter Klimageräte für den spezifischen Einsatz für Cannabis in einem geschlossenen System erreicht. Diese Klimatechnik vereint Kühl- und Entfeuchtungsleistung in einem Gerät, was deutliche Vorteile bei der Reduzierung von Schwankungen in Temperatur und Luftfeuchtigkeit mit sich bringt - sehr kleine Amplituden von 0,5°C und 1-2% Luftfeuchtigkeit. Innerhalb des Geräts wird die Luft gekühlt, entfeuchtet und anschließend wieder erwärmt, um die gewünschte Zuluft zu erzeugen. Obwohl diese Geräte deutlich teurer sind, bieten sie eine präzise Steuerung des VPD. Sofern möglich, sollte hier auch der Einsatz von Sensorik zur Bestimmung verschiedener Temperaturwerte (Raum- und Blatttemperatur) implementiert werden, um den VPD möglichst korrekt zu bestimmen.


Am oberen Ende der Leiter befinden sich Geräte mit zusätzlicher Wärmerückgewinnung und der Möglichkeit des Free-Coolings. Beim Free-Cooling kann bei sehr niedrigen Außentemperaturen stark gefilterte und aufbereitete Frischluft genutzt werden, um das System zu kühlen und den Energieverbrauch zu minimieren. Allerdings sind diese Systeme kostspielig und für die meisten CSCs möglicherweise zunächst nicht finanzierbar.


Fazit zur Klimatechnik


Für die Auswahl eines geeigneten Systems für einen CSC empfehlen wir speziell entwickelte Klimaanlagen, die für den Cannabisanbau optimiert sind. Diese bieten eine präzisere Kontrolle über die Umgebungsbedingungen und können zu einer Steigerung der Qualität und Erträge führen.


Die Investition in Systeme mit Wärmerückgewinnung und Free-Cooling ist dann ratsam, wenn genug Geld zur Verfügung steht und man langfristig die laufenden Kosten minimieren möchte. Zu geringe Investitionen führen hingegen oft zu großen Schwankungen der wichtigsten Klimaparameter, ineffizienten Systemen und erhöhten Betriebskosten.


Desinfektion


Eine weitere sinnvolle Investition betrifft die Installation von Luft-Desinfektionsgeräten für jeden Raum, um während des Wachstumsprozesses das Risiko einer Infektion durch Sporen weiter zu verringern. Diese Geräte setzen freie Sauerstoffradikale, Ozon und Wasserstoffperoxid frei, die sich im Raum verteilen und aktiv Schimmelsporen in der Luft sowie auf Oberflächen wie Blättern, Erde, Wänden und Lampen abtöten. Eine Maßnahme, die erheblich zur Qualitätssicherung und zum Verbraucherschutz beiträgt.


Bewässerung


Eine empfehlenswerte und bewährte Methode ist die Tröpfchenbewässerung mit einem Verteilerring anstelle klassischer Pfeiltropfer. Dies gewährleistet eine gleichmäßige Bewässerung über die gesamte Oberfläche des Topfes. Dank Durchflussreglern und Druckminderern erhält jede Pflanze die exakt gleiche Wassermenge. Diese Methode ist kostengünstig, einfach und erprobt. Im Vergleich dazu bergen andere Systeme wie Hydrosysteme aufgrund potenzieller Undichtigkeiten und Kontaminationsrisiken (Querkontamination) in der kommerziellen Produktion ein höheres Risiko und sind daher für Ersteinsätze nicht zu empfehlen.


Gießkanne: sollte wenn möglich nur im Notfall zum Einsatz kommen.
Gießkanne: sollte nur im Notfall zum Einsatz kommen

Zusätzlich zu dieser Bewässerungsmethode befinden sich im Technikraum so viele Tanks, wie Anbauräume vorhanden sind. Diese dienen einerseits als Puffer für Engpässe, indem sie bis zu zwei Tage lang ausreichend Wasser bereitstellen können, zum anderen verfügen sie über ein automatisches Dünger-Dosiersystem für alle Tanks, welches bei Bedarf auch durch manuelles Hinzufügen von Dünger ersetzt werden kann.


Finanzierung


Bei Investitionen von 600.000 Euro für eine standardisierte Anlage, die für 500 Mitglieder ausgelegt ist, werden viele CSCs Schwierigkeiten haben, direkt mit dem Anbau zu starten. Der Aufbau einer ausreichend großen Anlage mit einem Platzbedarf von 400 m² dauert 3-6 Monate.


Eine Möglichkeit besteht darin, dass ein anderes Unternehmen die Anlage finanziert. Dieses Unternehmen errichtet die Anlage für den CSC, der sich dann wiederum einmietet. Angebote dieser Art werden auch bereits von der Versuchs- und Lehranstalt für Hanf erwogen und geplant.


Zusätzlich zur Ausarbeitung von Finanzierungsstrategien bietet die Versuchs- und Lehranstalt für Hanf weitere Dienstleistungen wie Rechts- und Gründungsberatung sowie Hlifestellung im Bereich der Anlagenplanung an. Auch der gemeinsame Einkauf von Verbrauchsmaterialien wie Dünger, Erde, Lampen und anderen Materialien wird möglichst effizient und günstig organisiert.


Des Weiteren wird die Gründung einer Strom-Einkaufsvereinigung oder Strom-Genossenschaft in Betracht gezogen. Die Strompreise sind hoch, und die CSCs haben einen beträchtlichen Strombedarf. Durch den gemeinsamen Einkauf von Strom an der Strombörse können Zwischenhändler vermieden, Geld gespart und die Interessen aller Mitglieder besser vertreten werden.


Fazit zur Anlagenplanung für Cannabis Social Clubs


Die erfolgreiche Gestaltung und der Betrieb einer Anlage für den Anbau von Cannabis erfordern nicht nur technisches Wissen und sorgfältige Planung, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Pflanze und die dynamischen Anforderungen eines CSCs. Die Berücksichtigung all dieser Elemente führt zu einer effizienten, produktiven und nachhaltigen Anlage, die hochwertiges Cannabis produziert, während sie gleichzeitig die Zufriedenheit der Mitglieder und die Einhaltung der regulatorischen Anforderungen sicherstellt.

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